Rede des stellv. Juso-Bezirksvorsitzenden Thomas Asböck bei der Anti-Sarrazin-Kundgebung am 23.06.2011 in Deggendorf

Veröffentlicht am 23.06.2011 in AntiFa/Migration

Liebe Anwesende,
liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

herzlichen Dank auch im Namen der Jusos Niederbayern, dass ihr alle heute hier nach Deggendorf gekommen seid, um euch einem Mann in den Weg zu stellen, der mit seinen rassistischen und sozialdarwinistischen Thesen das Geschäft der Rechtsextremisten in unserem Land besorgt. Eure Anwesenheit und eurer lautstarker Protest zeugen davon, dass wir als aufgeklärte, demokratisch verfasste Gesellschaft rechtsradikale Umtriebe hier in Niederbayern niemals akzeptieren werden. Und das ist gut so!

Ich möchte kurz die Gelegenheit nutzen, um mich bei den Organisatoren der heutigen Kundgebung sehr herzlich für ihr Engagement zu bedanken. Namentlich erwähnen möchte ich hier Rolf Pannicke und sein Team vom Kreisverband der Partei DIE LINKE. Es ist immer erfreulich, wenn man hinterher Bilanz ziehen und sagen kann: „Die Gegendemonstration war ein voller Erfolg“. Heute hier in Deggendorf, aber auch bei allen anderen Demonstrationen die immer wieder bayernweit stattfinden gegen Nazi-Aufmärsche und rassistische Hetzer. Es wird aber oft übersehen, dass vor allem im Vorfeld viel organisatorischer und logistischer Aufwand dahinter steckt, der viel ehrenamtlichen Einsatz erfordert, damit solche Kundgebungen möglich werden. Herzlichen Dank, lieber Rolf, für euer Engagement.

Auf der Internetseite der Jusos Niederbayern hat vor ein paar Tagen jemand von der Passauer Antifa geschrieben: „Ausgerechnet die Jusos rufen hier gegen Missstände in Ihrer Partei auf ?!“ Ja, selbstverständlich machen wir das. Die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten sind innerhalb der SPD diejenigen, die ganz maßgeblich den Protest gegen den Verbleib Sarrazins in der SPD organisieren. Und wir haben auch kein Problem damit, uns in der Beziehung mit dem Parteivorstand anzulegen. Ich sage eines klar und deutlich: Es ist beschämend für Sigmar Gabriel und Andrea Nahles, dass sie das Parteiausschlussverfahren im April eingestellt haben.

Die Sozialdemokratie versteht sich, wie auch die Gewerkschaften und alle anderen linken Organisationen schon aus ihrer Geschichte heraus als eine politische Kraft, die gegen Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus kämpft. Viele Sozialistinnen und Sozialisten, die während der NS-Zeit in Konzentrationslagern ums Leben kamen, würden sich vermutlich im Grab umdrehen, würden sie sehen, dass einem Nazi heute aus welchen niederen Motiven auch immer die Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei eingeräumt wird. Ich persönlich finde das zum Kotzen!

Aber noch eines möchte ich sagen: Sarrazin ist nicht nur ein „Missstand innerhalb der SPD“, er ist ein gesamtgesellschaftlicher Missstand. Jahre bevor er über Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund herzog, ihnen mangelnde Intelligenz bescheinigte und davon sprach, sie würden zu viele kleine Kopftuchmädchen zeugen, da hat er z.B. gesagt, „wenn Hartz-IV-Empfänger im Winter frieren, sollten sie halt dickere Wollpullover anziehen, anstatt die Heizung aufzudrehen, wenn sie mit ihrem Hartz-IV-Regelsatz finanziell nicht über die Runden kommen."

Liebe Anwesende, ohne noch näher auf seine abstruse Gedankenwelt eingehen zu wollen, muss man aber schon sagen: wer so etwas öffentlich raushaut, ohne Substanz und nur mit dem Hintergedanken, die Gesellschaft aufzuwiegeln, der gibt damit unfreiwillig preis, mit welch mäßigem Verstand er ausgestattet ist. Und natürlich sind diese Stereotype ziemlich krude, und vor allem auch wissenschaftlich widerlegt, aber wir dürfen uns auch nix vormachen, sie fallen in der Gesellschaft schnell auf fruchtbaren Boden.

Es ist ja so einfach und schön, wenn man endlich mal am Stammtisch auch mitreden kann über Zuwanderung und Integration, wenn man nur Phrasen dreschen muss und nicht stärker ins Detail zu gehen braucht. Es gibt Studien, wonach rund 10 Prozent der bayerischen Bevölkerung ein geschlossen rechtsextremes Weltbild aufweisen und Leute wie Sarrazin helfen den Nazis dabei, ihre rassistische Hetze unters Volk zu tragen.

Deswegen habe ich abschließend noch ein paar Appelle zu richten:

An Sarrazin (vielleicht hört er es da drinnen ja): Verpiss dich endlich aus der SPD, geh zur NPD, lass dir eine Glatze rasieren und marschier dann in gebückter Haltung mit dem ganzen Rudel der anderen NPD-Affen mit.

An den Verfassungsschutz und die Polizei: statt immer wieder linke, antifaschistische Demonstranten zu gängeln und zu überwachen, kümmert euch mal lieber um den Volksverhetzer Sarrazin

und an uns alle hier: nie nachlassen im gemeinsamen, starken Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus, denn: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Freundschaft!


Update 27.06.2011: Hier die erschienenen Presseberichte:


 
 

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Kommentare

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Re:

Hey, Modl, vielen herzlichen Dank! Ja, ein bisschen Leidenschaft ist noch da. Trotz alledem!

Autor: Tom, Datum: 24.06.2011, 23:32 Uhr


Lob

Allein beim Lesen merkt man schon die Leidenschaft, die in dieser tollen antifaschistischen Rede steckt. Sehr großes Lob, Tom!

Autor: Modl, Datum: 24.06.2011, 10:47 Uhr


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