The Dirty Word With F...

Veröffentlicht am 13.03.2018 in Gleichstellung

Sich als Feminist*in vorzustellen, ist immer eine heikle Situation. Viele verdrehen die Augen und die Wenigsten finden es toll. 

Oft werde ich gefragt, wie ich mich trotzdem schminken kann, gerne shoppen gehe und gefühlt mehr Schuhe habe als alle meine Freund*innen zusammen. Diese Eigenschaften sollen mir verbieten, dass ich mich Feministin nenne?

Ich glaube, dass viele noch nicht genau verstanden haben, was hinter diesem Begriff steht. Feminist*in ist kein Ausdruck mit dem man angeben sollte oder es auf sein T-Shirt oder Pulli drucken, weil es gerade Modetrend ist.

Liebe Leser*innen, testet euch selbst und überlegt kurz, welches Bild ihr in den Kopf bekommt, wenn ihr an Feminist*innen denkt.

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Nach meiner Erfahrung stellen sich viele eine Frau vor. Eine Frau, die kurze, dunkle Haare hat und ungeschminkt ist. Eine Frau, die einen Second-Hand Pulli aus der Männerabteilung trägt, eine große Hornbrille und jederzeit betont, dass sie Feministin ist. Ach ja, und natürlich ist sie Veganerin, die niemals Alkohol trinkt.

Wenn dies ungefähr eure Vorstellung war, dann ist dies nicht schlimm. Es wird von der Gesellschaft und Medien oft so kommuniziert.

 

Ich persönlich (wie man jetzt vielleicht schon erkennt) nenne mich sogar Queerfeministin. Meine Haare sind blond gefärbt, ich liebe Lippenstifte in allen Formen und Farben, habe einen eingehbaren Schrank mit seeeehr viel Kleidung. Jetzt könnte man sagen, ich erfülle alle Klischees. Ja, wenn man in den Rollenkategorien denkt, vielleicht schon. Im gleichen Zug habe ich meinem Auto den Namen Bob gegeben, das Bier kann ich mir aus meinen Kneipengängen nicht mehr wegdenken und bevor ich Handwerker*innen anrufe, probiere ich es selber.

 

Für mich gibt es aber nicht nur mädchenrosa und jungenblau. Die Frauenministerin Österreichs Johanna Dohnal beschrieb das Anliegen von Feminismus so: „Die Vision des Feminismus ist nicht eine weibliche Zukunft. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge und Machtverhältnisse.“ Es gibt nicht nur eine Art von Feminismus. Feminismus ist mannigfaltig. Es gibt verschiedene Theorien und Ansätze und Überzeugungen. Eine Sache haben wir aber gemeinsam: Wir wollen die Gleichberechtigung.  Sofort schießen mir die Kritiker*innen in den Kopf: „Die Gleichberechtigung ist doch schon so weit in Deutschland. Sieht man doch schon an Angela Merkel als unsere Kanzlerin“.Ich könnte natürlich jetzt Statistiken und empirische Fakten aufzählen, die das Gegenteil beweisen, aber ich glaub, dass jeder Mensch googeln kann. Für mich ist es schon eindeutig, dass es einen pay-gap-Tag am 18. März geben muss. Bis zu diesem Tag arbeiteten Frauen* theoretische ohne Lohn zu bekommen. In jeder Partei gibt es eine Frauenpolitische Sprecherin, die sich um Engagement von Frauen bemühen soll. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten viel zum Besseren verändert, aber nach meiner Sichtweise noch lange nicht genug. Ich möchte, dass alle meine Mitstreiter*innen weiterhin kämpfen und das große Ziel im Auge behalten.

In meiner Welt, die ich mir für meine Kinder und Enkelkinder wünsche soll es keine Einhörner, Hobbits und Magie geben (auf jeden Fall aber Minions), sondern keine Rollenzwänge und gleiche Bedingungen für alle. Ich möchte meinen Kindern vor dem Schlafen gehen erzählen, dass es früher Frauenpolitik und Feminist*innen gab. Ich möchte, dass sie mich mit großen Augen ansehen und nicht verstehen, warum dies nötig war. Denn in ihren Augen ist das Geschlecht egal und jeder und jede sind gleichgestellt.

 

Der Kampf um die Gleichberechtigung alle Geschlechter soll endlich eine Selbstverständlichkeit sein.

 

Kim Seibert - stellvertretende Juso-Bezirksvorsitzende

 
 

Jusos Niederbayern

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